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Wolfgang Laurig

Geschichte der Ergonomie

In Unkenntnis der Veröffentlichung von Jastrzebowski (1857) wurde bis Ende der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts die erstmalige Verwendung der Bezeichnung "Ergonomie" auf das Jahr 1949 zurückgeführt..

Der entsprechende und damit von Jastrzebowski unabhängige, zweite Vorschlag einer Kombination der beiden griechischen Wortstämme "ergon" (Arbeit) und "nomos" (Regel, Gesetz) zur Kennzeichnung einer neuen, naturwissenschaftlich zu verstehenden Disziplin zur Erforschung von Problemen menschlicher Arbeit, stammt von Murrell (siehe z. B. Vorwort in Murrell).

Er machte diesen Vorschlag in Zusammenhang mit der Entstehung einer 1949 in England gegründeten, interdisziplinären Forschergruppe, die aufgrund dieses Vorschlages ihre ursprüngliche Bezeichnung "Human Research Society" 1950 in "Ergonomics Research Society" änderte. Aus einer in Edholm und Murrell dokumentierten Quelle aus dem Jahre 1949 wird jedoch auch deutlich, dass Murrell "nomos" auch als "Gesetz" und "Beziehung zur Umwelt" versteht, was auch in dem Untertitel seines Buches "Ergonomics. Man in his working Environment" zum Ausdruck kommt (Murrell).

Die Bezeichnung "Ergonomics" setzte sich vor allem durch den Umstand der guten Übertragbarkeit in andere Sprachen durch. Darüber hinaus war man daran interessiert, dass die Bezeichnung keinerlei Bevorzugung einer der drei als wesentlich verstandenen "Mutterwissenschaften" Physiologie, Psychologie und funktionelle Anatomie erkennen ließ.

Aus dieser Überlegung wird aber gleichzeitig das Selbstverständnis der damaligen Gründer der Ergonomie, zu denen neben Murrell noch weitere Wissenschaftler zählten, deutlich: Ergonomie sollte klassische, naturwissenschaftlich arbeitende Human-wissenschaften in sich vereinigen.

In der Einleitung Murrells "Ergonomics" werden als weitere Quellen für das ergonomische Wissen neben der Arbeitshygiene (heute Teil der Arbeitsmedizin) noch die Physik und ("to some extent") die Ingenieurwissenschaften genannt. Die Satzung der bereits genannten "Ergonomics Research Society" fasste die Ziele der Ergonomie später zusammen als:

"... erforscht die Beziehungen zwischen dem Menschen und seiner Arbeit, Arbeitsmittel und Umgebung, insbesondere durch Anwendung von anatomischem, physiologischem und psychologischem Wissen auf die daraus entstehenden Probleme".

Die Ingenieurwissenschaften sind in dieser Erklärung der Interessen der Ergonomie aber genauso wenig ausdrücklich genannt, wie die Arbeitsmedizin.

Zur internationalen Verbreitung des Begriffs Ergonomie trug vor allem die seit 1957 erscheinende (vorwiegend englischsprachige) Fachzeitschrift "ERGONOMICS" bei. Im Jahre 1959 erfolgte dann die Gründung einer "Internationalen Ergonomischen Gesellschaft - IEA"). In der über 20 nationale Gesellschaften zusammengefasst sind (als nationale Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland ist die "Gesellschaft für Arbeitswissenschaft - GfA" Mitglied der IEA). 

Im Zusammenhang mit dieser Entwicklung des Begriffs "Ergonomie" in der Gegenwart sollte nicht unerwähnt bleiben, dass sich in Japan neben dem Begriff "Ergonomie" (getragen von der "Japan Ergonomics Research Society") noch eine "Human Ergology" entwickelt hat (die durch eine "Human Ergology Research Association" - gegründet 1970 - vertreten wird). Im Gegensatz zur Ergonomie wird in der Ergologie vor allem die physiologische Komponente der menschlichen Arbeit betont, die noch durch die Berücksichtigung anthropologischer Aspekte ergänzt wird.

Die Ingenieur-wissenschaftlich-technische Betrachtungsweise einer Anwendung im Sinne der Arbeitsgestaltung tritt demgegenüber zurück. Die Bezeichnung "Ergologie" wird auf eine Idee des deutschen Physiologen Haeckel (1834-1919) zurückgeführt, der damit erste Vorstellungen zu einer anthropologisch begründeten Physiologie des arbeitenden Menschen kennzeichnen wollte.


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